Die Burkinische Bevölkerung hat genug geweint und getrauert um sowohl die Soldaten als auch die zivilen Opfer des islamitischen Terrors. Für viele Beobachter sind die Gründe für die Erosion der Sicherheitslage zu einem guten Teil die ungenügenden Entwicklungsfortschritte und Perspektiven für viele Menschen im Land. Sie vertreten die Meinung, dass dies mit militärischen Mitteln allein nicht gelöst werden kann.
Auch behaupten sie, viele junge Männer würden sich den bewaffneten Oppositionsgruppen anschließen, weil sie schlicht keine Alternativen oder Perspektiven haben. Einerseits weil sie dazu gedrängt werden, andererseits weil sie so einen Sold bekommen, der für manche die einzige Möglichkeit ist, überhaupt ein Einkommen zu erzielen.
Für diese Beobachter heißt also die Zauberformel: Eine umfassendere Strategie, welche wirtschaftliche und soziale Entwicklung gleichermaßen berücksichtigt. Dazu gehören der Aufbau von Gesundheitszentren, Schulen und wirtschaftliche Chancen, gerade für junge Menschen.
Gewiss, hungrige Bäuche sind leicht zu manipulieren. Es darf jedoch darauf hingewiesen werden, dass genau dieses hungriges Volk 2015 den damaligen langjährigen Präsident Blaise Compaoré gestürzt hat, und damit eine Welle von Revolutionsbewegungen in weiteren Teile Afrikas aufgelöst hat.
Obwohl es offensichtlich sein sollte, lassen viele Beobachter jedoch außer Acht, dass ohne ein Mindestmaß an Sicherheit, all diese „Entwicklungs“- Projekte nicht durchgeführt werden können. Das burkinische Volk erwartet also von MPSR und Oberstleutnant Paul-Henri Damiba sowie allen Teilen der Streitkräfte, dass sie die Sicherheitslage stabilisieren. Die Fähigkeit der Burkinischen Soldaten anzuzweifeln wäre aktuell auch grundlos. Terrorismus ist kein klassischer Krieg und lässt sich daher nicht durch Anwendung konventioneller Kriegsführungsmethoden gewinnen. Oberstleutnant Damiba ist sich sicherlich dessen bewusst sein, zumal er eng mit dem bekannten Terrorfachmann Alain Bauer zusammengearbeitet hat und ein Buch zu diesem Thema veröffentlicht hat. Er ist also bestens für diesen Kampf gerüstet, für den er nun die politische Verantwortung trägt.
Vier Tagen nach der Machübernahme kann auch festgestellt werden, dass der MPSR strategisch und operativ anders vorgeht als übliche Putschisten: innerhalb von 24 Stunden nach Machtübernahme und Ankündigung über die Schließung der Grenzen bis auf weiteren, wurden diese wieder geöffnet. Auch wurden erste Beratungen mit unterschiedlichem Staatssekretär abgehalten, die die Führung der jeweiligen Ministerien nach der Auflösung der Regierung von Kabore übernehmen. Alle verhafteten Minister wurden freigelassen. Und ein Treffen zwischen ihnen und der MPSR fand auch schon statt. Lediglich Präsident Kabore steht weiterhin unter Hausarrest. Übereinstimmende Quellen berichten, dass dies auch zur Sicherheit des Präsidenten ist um mögliche Racheakte oder die Sabotage des neuen Regimes durch eine mögliche Ermordung von Kabore zu vermeiden. Auch das Gerichtsverfahren zur Ermordung von Thomas Sankara, welches am 24.01.2022 hätte fortgesetzt werden sollen, wird am kommenden Montag fortgeführt.
Dieses Verhalten steht im Einklang mit der patriotischen Haltung der jungen Offiziere. Es sei daran erinnert, dass es sich genau um die gleichen Offiziere handelt, die 2015 den Putschversuch des Handlangers von Blaise Compaoré vereitelt haben.
Betrachtet man die Mitglieder der Bewegung, so kann auch festgestellt werden, dass es sich um junge Offiziere handelt, die sehr gut ausgebildet und voller Engagement sind. Sie kennen sich alle von der Kadettenschule, wo eine neue Generation von Offizieren ausgebildet wurde.
Es sind junge Offiziere, die machtlos zusehen mussten, wie ihre Kameraden, mit deinen sie die Schulbank auf der Kadettenschule gedrückt haben, an der Front einen sinnlosen Tod sterben müssen - nicht, weil sie nicht kämpfen können oder wollen - sondern weil sie einfach nicht einfach die entsprechenden Ausrüstungen erhielten, oder nicht rechtzeitig versorgt worden sind.
Es sind junge Offiziere, die anders als Präsident Kabore keine Angst vor den alten Offizieren oder Generälen haben.
Nicht desto trotz stellt sich die Frage, was das neue Regime aus eben diesen alten Offizieren und Generälen macht. Fakt ist, dass die Entscheidungen, die zu diesen Themen getroffen werden, von Bedeutung sein werden.
Und was die Internationale Staatengemeinschaften – insbesondere die Westliche angeht, ist nun eine ruhige Haltung und Besonnenheit verlangt. Denn den Umsturz eines demokratisch gewählten Präsidenten zu kritisieren oder zu verurteilen ist die eine Sache. Fraglich ist aber: Was hat die gleiche internationale Staatengemeinschaft unternommen, um die terroristischen Gräueltaten in Burkina Faso zu verhindern oder ansatzweise zu reduzieren, trotz Anwesenheit von Frankreich in der Region? Sind es nicht die gleichen Staaten, die 2011 das Fiasko in Libyen verursachte haben, um somit den Weg geebnet haben, damit die Terroristen ihre Aktivitäten Richtung Süden ausbreiten konnten? Es bleibt nun abzuwarten, wie die ECOWAS sich in der Angelegenheit verhalten wird. Folgen Sanktionen wie im Falle von Mali? Fakt ist, dass die MPSR dafür sorgen muss, dass die Instabilität in Burkina Faso ein Ende nimmt. Sonst werden mögliche weitere chaotische Zustände den Terroristen in die Hände spielen. Dadurch wären nicht nur Burkina Faso, Mali und Niger betroffen, sondern auch weitere ECOWAS Länder und Küstenländer, etwas wie Côte d´Ivoire, Benin und Togo Opfer des Staatenzerfalls in Libyen.